Während wir durch Österreich wanderten, fielen uns immer wieder neu entstehende Wohnsiedlungen auf, immer größer dimensionierte Häuser, oft fernab von Ortszentren. Neue Straßen und Wasserleitungen, die dorthin gebaut werden mussten. Vieles davon auf Grünland oder Ackerflächen. Österreich ist mit rund 12 ha versiegelter Fläche pro Tag europäischer Spitzenreiter in Sachen Bodenversiegelung und Flächennutzung. Obwohl ein großer Teil des Landes von Alpen durchzogen ist, wo sich die nutzbare Fläche – abseits von schmalen Tälern, steilen Hängen und exponierten Berggipfeln – auf ein Minimum beschränkt. Zahlreiche Interessen treffen hier aufeinandern, die alle mit der Ressource Boden in Zusammenhang stehen, wie Tourismus, Landwirtschaft, Industrie, Dauersiedlungsraum. Doch der Dialog findet zumeist nur auf der Oberfläche statt. Welche Konsequenzen die Versiegelung für die darunter liegenden Bodenhorizonte hat, bleibt oft unbeachtet. Dass sich eine Humusschicht erst nach Jahrzehnten wieder regeneriert und produktive Böden bedeutet, wird in der Diskussion ausgespart.
Klimagerechtigkeit bedeutet auch Bodengerechtigkeit. Wie viel Platz darf für einige wenige verbraucht und versiegelt werden? Auf wessen Kosten geht jeder einzelne Parkplatz, jede Erweiterung eines Einkaufszentrums oder Betriebsgeländes? Jeder Wunsch nach den eigenen vier Wänden – einem Einfamilienhaus, das letztendlich den Großteil seiner Lebenszeit nur von wenigen Personen genutzt wird? Klimawandel ist eine emotionale Debatte – und so auch das Thema Boden.